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Metzgerei in vierter Generation schließt

Metzgerei in vierter Generation schließt

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Nach der benachbarten Bäckerei hat nun auch die Metzgerei in Prem geschlossen. Die Entscheidung fiel den Betreibern nicht leicht. Zumindest an ihrem Weißwurststadel wollen sie festhalten.

Prem – „Es fehlt alles – wir haben es wirklich gerne gemacht – es war unser Leben“, bedauern Siegfried und Sieglinde Eberle aus Prem die Schließung ihres Metzgereiladens. Aus gesundheitlichen und personellen Gründen mussten sie den Familienbetrieb, den sie über drei Jahrzehnte führten, Anfang Juni aufgeben.

Metzgerei muss schließen: Familie führte Geschäft bereits in der vierten Generation

Die Ära „Metzgerei Eberle“ beginnt 1888. Die Familie errichtete in der Flößerstraße ein neues Wohnhaus mit Metzgerei. 1927 folgte unter Siegfrieds Großvater die nächste Investition: der Anbau eines Kaufladens in Form eines Kubus. Damals gehörten auch Nudeln zum Sortiment. Die „Metzg“ selbst war bis 1966 in der heutigen Garage untergebracht, bis man ans Hauptgebäude anbaute.

Siegfrieds Vater ersetzte den alten Laden Ende der 70er Jahre durch einen etwas größeren Anbau, der bis heute besteht. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1982 übernahmen der heute 62-Jährige und dessen Bruder Michael, der den Meistertitel besitzt, gemeinsam mit ihrer Mutter Maria das Geschäft. Von 1992 bis 1994 wurde der Laden geschlossen. In dieser Zeit machte Siegfried seinen Meistertitel und seinen Betriebswirt und lernte seine Frau Sieglinde kennen. Gemeinsam eröffneten sie den Laden neu und passten alles der Zeit an.

Die Premer Metzgerei von Siegfried und Sieglinde Eberle schloss im Juni. © Gwendolin Sieber

„Siegfried macht alles mit Herzblut und großer Sorgfalt, das schätze ich sehr an ihm“, erzählt die 70-jährige. Die Aufgabenverteilung war in den drei Jahrzehnten „Beim Metzger“ immer klar geregelt: Siegfried war für die Metzgerei, Sieglinde für den Laden zuständig. Dabei war ihr oberstes Bestreben immer, ihre Kunden zufriedenzustellen. Eine große Stütze waren dabei ihre Mitarbeiter. Die großen Renner im Laden waren der Leberkäse, die Hartwurst, die Weißwürste und der Fleischsalat.

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Weißwurststadel bleibt

Vor ein paar Jahren führten die beiden wegen der fordernden Arbeit einen Ruhetag ein, seit 2023 war nur noch drei Tage lang geöffnet. Anfang Juni schlossen sie als vierte Metzgergeneration den Laden – einerseits schweren Herzens, andererseits genießen sie nun auch die Ruhe und die Unabhängigkeit. „Wir können das machen, was wir immer hinten angestellt haben“, sagt Sieglinde Eberle. Dazu gehören Verwandtschaftstreffen, aber es gilt auch, liegengebliebene Büroarbeit zu erledigen oder das Haus auf Vordermann zu bringen.

Doch ganz Adieu sagen die beiden nicht. Ihr 2019 hinter dem Metzgerladen eröffneter Weißwurststadl bleibt freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Dort kann man zusehen, wie eine Weißwurst hergestellt wird und sie frisch verzehren. Ab September bieten sie wieder monatlich ein Kesselfleischessen an. Auch Catering kann weiterhin gebucht werden. Ab Juli soll es einen Automaten mit Konserven, Portionswürstchen, Grillfleisch und Fleischsalat vor dem ehemaligen Geschäft geben. So wird zumindest ein Teil der Nahversorgung im Dorf aufrechterhalten. Bereits Anfang des Jahres schlossen die Nachbarn, die Bäckerei Wörle, aus Altersgründen.

von Gwendolin Sieber

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