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Impftstoff-Hersteller: Macht eine Pille jetzt das Geschäft kaputt?

Liebe Leser,

in den vergangenen Tagen gab es ein regelrechtes Hauen und Stechen im Biotech-Sektor. Mein Benchmark Nasdaq Biotechnology Index erlitt einen großen Schwächeanfall und sackte binnen Wochenfrist zeitweise um fast 9% ab. Gerade so hat die aktuelle Unterstützung bei rund 4.965 Zählern gehalten.

Chart Nasdaq Biotechnology Index © Tradingview

Etwas besser aus der Affäre ziehen konnte sich der S&P Biotechnology Select Industry Index. Auch hier gab’s zwar Verluste, diese hielten sich allerdings mit rund 5% noch in Grenzen. Die Erklärung zur unterschiedlichen Performance liegt eigentlich auf der Hand: Wie ich schon vor einigen Wochen beim direkten Vergleich der Index-Systematik gezeigt habe, sind im Nasdaq Biotechnology Index auch die immer noch recht teuren Impfstoff-Hersteller enthalten, beim S&P nicht. Und das war jetzt das ausschlaggebende Argument, warum der Nasdaq deutlich stärker in die Knie gehen. Kurzum:

Nehmen Sie ´ne Pille!

Ist das jetzt das Finale aus für die ganze Corona-Impfstoff-Spekulation? In der vergangenen Woche sorgte der Pharmariese Merck & Co. (die amerikanische Firma, nicht zu verwechseln mit der deutschen Merck KGaA) für Aufsehen und führt zu massiven Kursverlusten bei den Impfstoff-Herstellern. Denn: Das US-Unternehmen hatte positive Studiendaten zu einem neuen Medikament zur Behandlung einer Corona-Infektion veröffentlicht.

Das neue Medikament soll bei Risikopatienten die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe signifikant verringern. Und das Beste: Das Medikament kommt als Pille daher, was ebenfalls ein großer Pluspunkt in der klinischen Therapie wäre. Merck hat entsprechend erklärt, dass man sich sehr schnell um eine Notfallzulassung bemühen wolle.

Wobei man nicht der Einzige ist, der an einer Pille zum Einsatz bei einer schon vorhandenen Corona-Erkrankung arbeitet. Auch beim US-Pharmakonzern Pfizer geht es voran. Hier hat man dieser Tage erste klinische Studien aufgenommen.

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Der Geruch von Crash liegt in der Luft

Die Folge: Die Aktien der Impfstoffhersteller bzw. der Firmen, die noch an ihrem Impfstoff arbeiten, sackten in den letzten Handelstagen kräftig ab. Novavax verlor bis zu 40%, Curevac fast 20%, Moderna zeitweise bis zu fast 30% und BioNTech ebenfalls zeitweise sogar über 30%. Warum diese Marktreaktion?

Chart BiontechChart Biontech © Tradingview

Der Blick auf die derzeitigen Impf-Kampagnen zeigt, dass einerseits das Tempo zum Teil dramatisch abgenommen hat. Trotz anhaltenden politischen und gesellschaftlichen Drucks, der mancherorts schon über das Maß hinausgeht, was man eigentlich in einer Demokratie noch vertreten könnte. Dabei haben die Impfstoff-Hersteller aktuell sichtbare Probleme, ausreichende Argumente nicht nur für die Erst-Impfungen, sondern erst recht für die Booster-Impfungen zusammenzutragen.

Ganz abgesehen davon, dass hier weitere, eher abschreckende Nachrichten kommen. So zum Beispiel von BioNTech, die dieser Tage erklärt haben, dass man im kommenden Jahr seinen Impfstoff womöglich deutlich anpassen müsste, um neuen Varianten gerecht zu werden. Da fragt sich sicherlich mancher potentieller Impf-Kandidat, ob er das nicht noch abwarten sollte. Doch letztlich die größte Belastung ist natürlich die Aussicht, dass eine Corona-Erkrankung generell ihren Schrecken auch für Risikopatienten verliert, wenn die Erkrankung effektiv mittels normaler Pillen behandelt werden kann.

Zeit abgelaufen?

Aktuell sehe ich persönlich kein überzeugendes Szenario, was auf ein schnelles Comeback der Impfstoff-Aktien hinweisen würde, im Gegenteil. Hinsichtlich neuer Lieferverträge scheint aktuell ja auch eher Ruhe eingekehrt zu sein. Vielmehr versuchen manche Länder, überschüssige Bestände irgendwie loszuwerden.

Mit Sicht auf die nächsten ein, zwei Jahre ist das kein Umfeld, dass die zum Teil immer noch sehr hohen Bewertungen der Impfstoff-Hersteller rechtfertigen würde. Am Ende könnte es wieder einmal dazu kommen, dass Big Pharma der lachende Dritte ist. Nicht nur, dass man bei den Impfstoffen gut mitverdient hat, sondern letztlich dann auch dauerhaft die bessere Therapie-Lösung anbieten kann.

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