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Geschäft in Calw: Chocolat bekommt neue Besitzerin – Calw

Geschäft in Calw: Chocolat bekommt neue Besitzerin – Calw

Willi Schwab übergibt das Feinkostgeschäft “Chocolat” an Yvonne Ledertheil. Foto: Rousek

Willi Schwab gibt sein Geschäft auf. Doch schließen wird es nicht. Yvonne Ledertheil übernimmt es zum 1. Januar.

Calw – Im “Chocolat” in Calw herrscht viel Betrieb. Rund um Weihnachten ist Hauptsaison in dem Feinkostgeschäft. Dieses bekommt zum 1. Januar eine neue Betreiberin: Willi Schwab verlässt Calw, Yvonne Ledertheil übernimmt das Geschäft.

Vor sieben Jahren hatte Schwab das kleine Geschäft im Hof der ehemaligen SRH-Hochschule eröffnet. Das wird nie funktionieren, haben ihm damals viele gesagt, erinnert sich Schwab. Aber “ich habe es einfach versucht”. Nicht immer war das einfach – gerade durch die etwas versteckte Lage. Er habe einen langen Atem gebraucht, bis er einen festen Kundenstamm aufgebaut und die notwendige Bekanntheit erlangt habe, erzählt Schwab. Trotzdem habe er es nie bereut, den Laden aufgemacht zu haben. “Es war mein Kindheitstraum, etwas eigenes zu haben.” Und: Dass man nicht sofort steinreich wird, wenn man einen eigenen kleinen Feistkostladen eröffnet, sei ihm bewusst gewesen. “Man muss Durststrecken mit einplanen.”

Weine, Spirituosen, Kaffee und Feinkost

Anfangs war das Sortiment im “Chocolat” sehr süßwarenlastig, inzwischen hat Schwab das Sortiment erweitert. Es gibt Weine, Spirituosen, Kaffee und Feinkost. Eben alles, was man für Geschenkkörbe braucht. Der 69-Jährige hält dabei nach eigenen Angaben immer die Augen offen nach neuen Firmen, die besondere Produkte vertreiben, die es nicht an jeder Ecke gibt. Sondern nur im “Chocolat” in Calw.

Süßwaren haben die Berufslaufbahn von Schwab von Beginn an geprägt. Für einen Job im Vertrieb beim Süßwarendekor-Hersteller Girrbach auf dem Wimberg zog er vor rund 20 Jahren von Hessen nach Calw. “Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange hierbleibe”, meint er rückblickend. “Aber es hat mir von Anfang an gefallen.” Es folgte der Schritt in die Selbstständigkeit mit seinem eigenen Geschäft. Zusätzlich ist Schwab bis heute als Handelsvertreter für hochwertige Süßwaren aktiv. Und möchte das auch bleiben, kündigt er an.

Dann aber nicht mehr im Schwabenland, sondern in Potsdam. Schwabs Kinder leben dort, ihn und seine Frau zieht es auch dorthin. Angela Schwab war Filialleiterin bei Osiander in Calw. Seit November ist sie in einer Filiale in Berlin tätig. Schwab freut sich “trotz meines Alters”, wie er anfügt, auf die neuen Herausforderungen. Bis Ostern wird er sich aber noch regelmäßig in Calw blicken lassen, um seine Nachfolgerin zu unterstützen. Ostern gehört nämlich wie Weihnachten zur absoluten Hochsaison im “Chocolat”. Allein diese beiden Feste bescheren dem Geschäft 60 Prozent des jährlichen Umsatzes, so Schwab.

Vorfreude auf neue Aufgabe

Ledertheil wird ihren Noch-Chef sehr vermissen, gibt sie an. Seit zwei Jahren arbeitet sie bereits bei ihm und hat in dieser Zeit viel gelernt. “Ich habe alles aufgesaugt”, meint Ledertheil. Das Fachwissen von Schwab kann sie nur bewundern. In den vergangenen Monaten, als sich abzeichnete, dass sie das Geschäft übernehmen wird, haben sie sich gemeinsam intensiv darauf vorbereitet, alle Geschäftsabläufe durchgespielt. “Es gibt keinen Besseren, bei dem man lernen kann”, schwärmt die 40-Jährige.

Ledertheil freut sich auf die neue Aufgabe, ist aber auch etwas aufgeregt. “Calw würde etwas fehlen, wenn das nächste Fachgeschäft schließen würde”, sagt sie. Deshalb ist sie froh, dass es das “Chocolat” weiter geben wird. Und künftig sogar mit Events. Ledertheil plant zum Beispiel Wein- oder Ginverkostungen in dem Laden zu organisieren. Zudem möchte sie verstärkt das Geschäft mit Bestellungen in den Fokus nehmen. Ansonsten plant sie keine größeren Veränderungen. “Der Kern des Geschäfts soll erhalten bleiben.”

Gemütlich Kaffee trinken

Ledertheil, die ursprünglich aus Karlsruhe stammt und seit neun Jahren auf dem Wimberg wohnt, schätzt die Kunden des “Chocolat” sehr. Der Einkauf sei überhaupt nicht vergleichbar mit dem in einem Supermarkt. Die Leute suchen etwas “tolles”, nehmen sich Zeit, möchten Beratung, drückt Ledertheil es aus. Sie sind weniger gestresst und genießen die Ruhe. Draußen im Innenhof können die Kunden auch mal gemütlich einen Kaffee trinken – das wiederum sei der Vorteil gegenüber einer Lage direkt in der belebten Lederstraße.

Die Kunden sind auch das, was Schwab vermissen wird. Er habe stets viel Zuspruch und positive Resonanz bekommen. In sieben Jahren war gerade einmal ein Kunde da, der sich beschwert hat, schmunzelt er. “Es gibt viele nette Kunden, zu denen ich ein Verhältnis aufgebaut habe.” Und natürlich zu seiner Mitarbeiterin und Nachfolgerin Ledertheil, der er für die Zukunft alles Gute wünscht. Doch zunächst ist er ja noch da – zumindest zeitweise.

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